EHC Red Bull München – Iserlohn Roosters 3:2 (0:0/2:0/1:2)
München – Auch die zweite Auswärtsfahrt nach Bayern beschert den Roosters keine Punkte. Nach einem schwächeren Mitteldrittel und einer erneut bemerkenswerten Aufholjagd entscheidet ein spätes Unterzahlspiel in München eine Partie, in der die Blau-Weißen eigentlich die bessere Mannschaft waren.
Eigentlich hatte Roosterstrainer Jari Pasanen seinen angeschlagenen Verteidiger Michel Périard nicht im Kader eingeplant. In den frühen Nachmittagsstunden verkündete der franko-kanadische Verteidiger aber Einsatzbereitschaft. Nach einem kurzen Telefonat mit Mannschaftsarzt Jochen Veit kam grünes Licht. Wenn der Spieler sich okay fühle, dann müsse der Doktor das akzeptieren, so Veit. So bekam Périard von Beginn an Einsatzzeiten, wechselte sich aber mit Dieter Orendorz an der Seite von Colten Teubert ab. Taktisch starteten beide Mannschaften strukturell sehr aufgeräumt in die ersten zwanzig Minuten. Offensive Höhepunkte gab es auf beiden Seiten nur wenige, die besseren Gelegenheiten aber hatte der IEC. Leider präsentierte sich das Pasanen-Team im Abschluss, wie so oft in dieser Saison, nicht kaltschnäuzig genug, verpasste es, den einfachen Torschuss zu suchen. Raymond nach sieben Minuten hatte dabei genauso den Führungstreffer auf dem Schläger wie Sylvester, der später drei Münchener ausspielte, aber ebenfalls im Abschluss zu harmlos blieb. Eine zentrale Rolle im taktischen Konzept Pasanens spielte in der bayrischen Landeshauptstadt Boris Blank. Der kam an der blauen Linie in der einzigen Iserlohner Überzahl zum Einsatz und, nach einem tollen Pass von Raymond, auch zum Schuss, der allerdings knapp am Tor von Danny aus den Birken vorbeiging (13.). Die beste Möglichkeit in den ersten zwanzig Minuten aber ließ Dylan Wruck ungenutzt, der plötzlich allein vor dem Nationaltorhüter auftauchte, aber an dessen Schonern scheiterte. Anders als im Angriff hielten die Iserlohner in der Defensive konsequent dagegen, Chet Pickard im Kasten machte ein gutes erstes Drittel, sorgte nur bei einem Abpraller direkt auf einen Münchener Schläger für kollektive ´Schnappatmung`, parierte Sekunden vor dem Ende einen Regehr-Schuss und war so der Rückhalt, den sich das Team des IEC gewünscht hatte.
In den Mittelabschnitt starteten die Gäste unkonzentrierter. Statt die zu Beginn der Partie gezeigte Leistung wieder aufs Eis zu bringen, luden die Sauerländer den Gegner ein, die eigenen kleinen Nachlässigkeiten auszunutzen. Zwar hatte York im zweiten, ansonsten harmlosen Powerplay des zweiten Drittels die erste hundertprozentige Gelegenheit für den IEC, schlug aber im entscheidenden Moment über den Puck (26.). Die Umstellungssituation nach Ablauf der Münchener Strafe wurde den Iserlohnern zum Verhängnis. Aus dem Nichts entwickelte sich eine schnelle Münchener Konterchance, die Pickard zwar vereiteln konnte, zwei Mal aber verloren seine Vorderleute anschließend die Scheibe im Aufbauspiel, so dass Sparre Danke sagen konnte und zum 1:0 traf. Auch Gegentreffer zwei wird beim nächsten Videostudium des Teams sicherlich genau in Augenschein genommen. In Unterzahl machten sich Friedrich und Blank zum Kontern auf, verpassten beide gegen Aus den Birken, im Gegenzug fand Pinizzotto die Lücke, traf zum 2:0 (39.). Hätten die Roosters intelligenter gespielt, sie hätten diesen Rückstand gegen keinesfalls übermächtige rote Bullen vermeiden können. So aber galt es im letzten Drittel abermals einen Rückstand aufzuholen.
Das versuchten die Blau-Weißen in neuer Zusammensetzung. Pasanen hatte wie in der Vorbereitung Friedrich zu York und Petersen gestellt, hoffte auf mehr Offensivkraft mit nur noch drei Reihen. Die erste Großchance aber hatten die Redbulls. Nachdem im Münchener Drittel gleich zwei Roosters übereinander gestolert waren, entwickelte sich eine 3:1-Konterchance, die Wolf aber nach einem grandiosen ´Save` von Pickard nicht nutzen konnte (44.). Drei Minuten später wurden die Sauerländer für ihr Engagement endlich belohnt. Von der blauen Linie nahm sich Verteidiger J.P. Côté ein Herz, hämmerte einen Schlagschuss in Richtung Münchener Tor, traf zum verdienten 1:2 (47.) – Aus den Birken hatte den Puck nicht kommen sehen. Jetzt waren die Sauerländer endlich im Spiel, agierten zielstrebiger und verdienten sich in Überzahl den 2:2-Ausgleich. Petersen brachte die Scheibe auf die Grundlinie zu York, der Blank in Szene setzte und zum Ausgleich traf (53.). Ein Großteil dieses Treffers war aber auch der unermüdlichen Arbeit Wrucks zuzuschreiben, der vor Aus den Birken für Verwirrung sorgte und so die Münchener Defender beschäftigte. Am Ende war es ein Pfiff der Unparteiischen, die Côté wegen Spielverzögerung auf die Strafbank schickten, den Münchenern so eine weitere Überzahl bescherten, die Jaffray im Powerplay zur erneuten Führung nutzen konnte. 90 Sekunden blieben übrig, um die Partie ein weiteres Mal auszugleichen, das aber gelang nicht. Obwohl Pasanen Pickard vom Eis holte, blieb den Iserlohnern ein erneuter Punktgewinn verwehrt.
Die Statistik:
Redbulls: Aus den Birken – Söderholm, Boyle; Dehner, Regehr; St-Denis, Smaby; Eder – Aucoin, Jaffray, Wolf; Kahun, Christensen, Pinizzotto; Kastner, Sparre, Samson; Maurer, Kettemer, Herpich
Roosters: Pickard – Button, Raymond; Côté, Lavallée; Orendorz, Teubert; Périard – York, Wruck, Petersen; Jaspers, Caporusso, Macek; Friedrich, Blank, Connolly; Sylvester, Ross, Kahle
Schiedsrichter: Brill (Zweibrücken), Oswald (Bad Wörishofen)
Tore: 1:0 (27:44) Sparre (Kastner, Samson), 2:0 (38:19) Pinizotto (Kahun, Christensen/5:4), 2:1 (46:47) Côté (Macek, Jaspers), 2:2 (52:28) Blank (York, Petersen/5:4), 3:2 (58:30) Jaffray (5:4)
Strafen: Redbulls: 12; Roosters: 16
Zuschauer: 2.290