Iserlohn (ALF) – Ein 2:6 gegen die Rivalen von der Düsseldorfer EG! Der Frust bei den Fans der Iserlohn Roosters saß tief! Und wieder einmal konnte man den Fans bezüglich der Unterstützung des Teams keinen Vorwurf machen. Auf der Tribüne wurde wirklich bis kurz vor Schluss alles versucht, den Blau-Weißen den Rücken zu stärken. Erst in den letzten fünf Minuten brach die Stimmung ein und endete schließlich mit lauten Unmutsbekundungen.
Etwa 50 Fans aus der Stehplatz-Mitte machten sich nach Spielende auf den Weg Richtung Kabinen-Ausgang der Eissporthalle. Sie wollten versuchen, mit den Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen, ihre Enttäuschung kund zu tun und Erklärungen zu erhalten. Direkt nach der Pressekonferenz ging Chefcoach Jari Pasanen zu den wartenden Fans und bot ihnen nach einem kurzen, sachlichen, Gespräch an, eine Abordnung in der kommenden Woche in die Kabine zu empfangen, um sich dort in aller Ruhe auszutauschen zu können. Fünf Vertreter der aktiven Fanszene trafen sich dann am Mittwochabend mit den beiden Coaches, Jari Pasanen und Jamie Bartman und dem sportlichen Leiter Karsten Mende. Auf Wunsch der Fans kamen zudem Mannschaftskapitän Jason Jaspers und der noch für zwei weitere Jahre unter Vertrag stehende Verteidiger Christopher Fischer zu dem gut einstündigen Gespräch in der Kabine der Roosters zusammen.
Erster Kritikpunkt der Fans: Man habe den Eindruck, dass viele Spieler nicht mehr als unbedingt nötig kämpfen, die Saison schon früh aufgegeben hätten und es keinen wirklich kämpferischen Team-Spirit gebe. Jason Jaspers nahm zu diesem Punkt Stellung und erläuterte die für die Spieler äußerst frustrierende und entmutigende Situation. Er sei sich sicher, dass keiner der Spieler die Saison lustlos und desinteressiert abspult und die Mannschaft bereits aufgegeben habe. Allerdings fehle es allen schlicht an Erfolgserlebnissen, die dauernden Rückschläge seien Gift für das Selbstbewusstsein, deshalb nage die Situation wirklich an allen Beteiligten. Die Lockerheit, das Selbstverständnis, das man als Mannschaft normalerweise empfinde, sei durch die andauernden Rückschläge komplett in Vergessenheit geraten, das Nachdenken über mögliche Fehler sei leider schon der Schritt zur nächsten Niederlage. Dennoch würden arbeiten alle in der Kabine sehr hart daran, sich aus diesem Sumpf zu befreien und sich wieder in die richtige Spur zu bringen. Jaspers machte auch deutlich, dass alle Spieler den Fans sehr dankbar für ihre gute Unterstützung seien. Das betonte auch Christopher Fischer. Verdient habe die Mannschaft diese Unterstützung aufgrund der gezeigten Leistungen eigentlich nicht, dennoch hilfe sie immer wieder ein wenig. Aus der schwierigen Lage herauskommen, müsse die Mannschaft letztlich allein. Die Fans betonten auch noch einmal, wie wichtig der Eindruck sei, dass die Mannschaft kämpferisch auftrete. In Iserlohn werde das Eishockey noch immer etwas anders gelebt und empfunden. Einen letzten Platz, so die Fans, werde man einem Team, das mit erkennbarem Willen und Leidenschaft auftritt, immer verzeihen.
Zweiter wichtiger Punkt sei die Wahrnehmung der mitgereisten Anhänger bei Auswärtsspielen. Es sollte für jeden Spieler selbstverständlich sein, sich auch nach ärgerlichen Niederlagen von den eigenen Fans zu verabschieden oder ihre Anreise durch eine kurze andere Geste zu würdigen. Fanseitig werde diese fehlende Geste oft als mangelnder Respekt aufgenommen. Jason Jaspers betonte, dass derartige Gesten in Nordamerika absolut unüblich sind, dass sich die Mannschaft nach solchen Spielen eher frustriert und beschämt in die Kabine verkriechen möchte. Sich dann noch mit Applaus von den eigenen Fans zu verabschieden empfindet er persönlich als Veralberung der eigenen Anhänger, die zum Teil viel Geld und weite Reisen auf sich genommen hätten. Er als Kapitän werde das Thema aber aufnehmen und die Fanmentalität seinen Teamkameraden erklären. Die Spieler versprachen den Fans, diese Angewohnheit, die als Respektlosigkeit wahrgenommen wird, abzustellen.
Im Verlauf der Diskussion wurde auch das Auftreten einiger Spieler in der Öffentlichkeit, also auf und abseits des Eises, diskutiert. So schauten die Fans genau hin, was die Spieler auf ihren privaten Seiten in den Sozialen Medien tun, beobachten, wie sich Spieler nach einer Niederlage beim Shake-Hands auf dem Eis verhalten. Viele Kleinigkeiten schürten gerade im nahen Umfeld in Iserlohn schnell Unmut, hier empfahlen die Fans den Spielern noch einmal mehr darauf zu achten, dass sie Personen öffentlichen Interesses seien. Natürlich stehe jedem ein Privatleben zu, dennoch wäre in manchen Situationen etwas mehr Fingerspitzengefühl wichtig.
In der Folge wurde noch über einzelne Situationen in den Spielen gesprochen. Grundsätzlich betonten die Roosters immer wieder, wie dankbar sie für die geduldige Unterstützung durch die Fans sind, dass sie als Mannschaft absolut in der Bringschuld sind. Keiner der Spieler könne bisher für sich in Anspruch nehmen, dass er hundert Prozent seiner Möglichkeiten ausgeschöpft habe.
Die Bereitschaft bei Verein und Spielern, Wege aus diesem Dilemma gemeinsam mit den Fans zu finden, ist aber definitiv vorhanden. Das stellten auch die Fans nach Ende des Gespräches fest. Die Einladung der Roosters in die Kabine war eine Geste, die im Profi-Eishockey sicherlich nicht selbstverständlich war. Definitiv hat diese gemeinsame Zeit in der Kabine zur Verbesserung des gegenseitigen Verständnisses geführt, und dazu, dass die Fans aus der „Mitte“ ihre Unterstützung bis zum Ende der Hoffnung fortsetzen werden.