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21. Jun 2017

Harmonische Jahreshauptversammlung am Hemberg

Iserlohn – Um 19:34 Uhr begrüßte Wolfgang Brück 234 stimmberechtigte Mitglieder in der neuen Iserlohner Hemberghalle zur 23. Jahreshauptversammlung des Iserlohner Eishockeyclubs e.V. Damit war knapp ein Zehntel der aktuell 2670 Mitglieder bei tropischen Temperaturen zur Mitgliederversammlung gekommen.

„Hochmut kommt vor dem Fall“, unterstreicht Brück zu Beginn seiner Ausführungen als 1. Vorsitzender. Er erinnerte an die Erwartungen, die von Mannschaft, Vorstand, Gesellschaftern und sportlicher Leitung des Clubs vor der letzten Saison geschürt wurden. „Alle haben eine mehr als erfolgreiche Saison erwartet, doch am Ende stand lediglich Rang 13.“ Brück blickte zurück auf eine Saison, die in den letzten Monaten bis ins Detail analysiert wurde. „Als wir zu Saisonbeginn auf den Kader geschaut haben, waren wir eigentlich sicher, unsere Serie der guten Platzierungen fortzusetzen. Es kam anders“, erinnert Brück. Man habe verkannt, wie wichtig Leadership, Führung und Charakter in einer Mannschaft sind. „Das hatten wir nicht!“

Gerade deshalb erinnerte Brück noch einmal an den ehemaligen Kapitän Mike York. „Ich spreche hier gar nicht seine sportlichen Leistungen an, sondern vor allem seine Führungsqualitäten. Da ist nach seinem Abschied ein Vakuum entstanden, das wir nicht füllen konnten. Hinzu kamen Ehefrauen und Verletzungen auf die man keinen Einfluss gehabt hat“, lacht der Clubchef. Man hätte der Mannschaft, zumindest einigen Spielern engere Leitplanken auferlegen müssen. „Einige Jungs sind mit voller Einsatzbereitschaft zum Training, zum Spiel gekommen, andere nicht. Letztlich war das Team(Gefühl/Anm. d. Red.) fürn Ar***! Aber man muss auch festhalten, dass es nicht nur an drei Spielern lag, warum wir bis in den Januar hinein so schlecht gespielt haben. Wir hätten alle, der Vorstand, die sportliche Leitung, eingreifen müssen. Das war in den Jahren davor nicht nötig. Dafür, dass wir es nicht getan haben, übernehme ich die Verantwortung.“ Weiterhin versprach Brück im Namen aller Gesellschafter, dass es in Zukunft eine klare Ansprache vor der Saison an die Mannschaft geben werde. „Wir werden erklären, was wir von der Mannschaft erwarten und was das Team von uns erwarten kann. Undiszipliniertheiten werden uns keine Saison mehr kaputt machen, ich scheue nicht davor Verträge aufzulösen, wenn Spieler gegen selbst auferlegte Regeln verstoßen.“ Charakterstarke Teams zu bilden, habe Vorrang vor manch anderer sportlichen Entscheidung.

Vor allem begeisterte Brück das letzte Drittel der vergangenen DEL-Spielzeit: „Mir ist das Herz aufgegangen von dem, was ich ab Januar erlebt habe. Zum Schluss, trotz der schlechten Platzierung, hat es ein versöhnliches Ende gegeben. Junge Spieler haben sich in den Vordergrund gespielt und ich werde darauf dringen, dass unsere Trainer unseren jungen Spielern mehr Chancen geben. Das Fantastische war, nach allem Erlebten, die Begeisterung von Fans und Mitgliedern zu sehen.“

Wirtschaftlich war es für die Roosters und den Iserlohner EC keine positive Saison. „Die GmbH hat keine kleinen Verluste gemacht, der Verein einen kleinen Überschuss erwirtschaftet. Der Kampf geht weiter, denn der wirtschaftliche Druck ist und bleibt groß“, betont Brück.

Beim Thema ´Kündigung des Hallenmietvertrages` bat Brück um das Vertrauen von Fans und Mitgliedern: „Man kann öffentlich nicht immer alles erklären, was man taktisch macht. Ich würde mir wünschen, in diesen Momenten das Vertrauen zu haben, dass da schon der ein oder andere sinnvolle Gedanke dahintersteckt.“ Auch zum Thema ´Zweite Eisfläche` äußerte sich der Clubchef zurückhaltend. „Trotz aller Unterstützung von Politik und Verwaltung weise ich daraufhin, dass wir für unseren Nachwuchs und die Allgemeinheit mehr Eiszeiten anbieten müssen. Dennoch darf ich darauf hinweisen, dass bei den großen Beträgen, die in Iserlohn investiert werden, vielleicht auch kleinere ins Eishockey investiert werden. Wir als Gesellschafter werden die Taschen öffnen. In Straubing gibt es Zuschüsse von Land und Bund für neue Eisflächen, deshalb appelliere ich an alle Beteiligten, die Chancen zu nutzen und gemeinsam diesen Weg zu gehen.“ Diese Hoffnung verband Brück mit einem großen Dank an die Nachwuchsabteilung, insbesondere den 1. Vorsitzenden Bernd Schnieder, den gesamten Vorstand und an alle Trainer.

Brücks Ausblick auf die kommende Saison endete ohne Vorstellung eines neuen Spielers. Noch einmal versprach der Rechtsanwalt, sich mehr um den ´Off-Ice`-Bereich zu kümmern und Charakterspieler zu verpflichten. „Zwei weitere Spieler haben wir schon wieder unter Vertrag genommen, die wir noch nicht bekannt gegeben können“, so Brück. Zu den Gründen wollte er aktuell nichts erklärend hinzufügen. Zukünftig sei es seine sportliche Absicht zu verhindern, Jahr für Jahr 50 Prozent bis 75 Prozent der Spieler auszutauschen und erinnerte an die vielen Spieler, die bei anderen Clubs zu herausragenden Akteuren geworden sind. „Ich will die Fluktuation einschränken!“

Zum Schluss wurde Brück dann überraschend persönlich: „Mancher beschreibt mich gelegentlich als zu kühl, behauptet, dass mir viele Dinge am Ar*** vorbei gehen. Aber ich kann ihnen versichern, dieser Verein liegt mir über die Maßen am Herzen. Wenn es zur Sache geht, dann übernehme ich oft die Rolle des Bösen. Mancher stellt anschließend die Frage, warum macht der das? Die Antwort ist: Es geht um die wirtschaftliche Existenz unseres Clubs, nur deshalb. Ich setze alles daran, dass die nächsten 23 Jahre Eishockey auch in Iserlohn stattfinden wird – nur in den Knast gehe ich dafür nicht!“

Die Wirtschaftsdaten im Überblick:

EINNAHMEN:

Gastronomie
501.499,29 €

Nachwuchs
407.957,57 €

Mitgliedsbeiträge
164.039,69 €

Mitgliedsbeiträge Nachwuchs
58.990,06 €

Sonstiges
3.902,35 €

Anteilsverkäufe

Gesamt:
1.136.388,96 €

AUSGABEN:

Wareneinsatz Gastronomie
261.495,44 €

Personalkosten
335.326,10 €

Nachwuchs
453.883,12 €

Sonstiges
81.219,72 €

Gesamt:
1.131.924,38 €

Überschuss:
4.464,58 € (Saison 15/16: 8.169,58 €)

Die Versammlung stimmte nach Vorstellung der Daten durch den 2. Vorsitzenden Josef Jost und deren Bestätigung durch die Kassenprüfer Andreas Greuel und Rüdiger Schilling für die Entlastung des Vorstandes.
Wahl des 1. und 2. Vorsitzenden:

Nachdem die Versammlung Wolfgang Brück und Josef Jost für die Fortsetzung ihrer Tätigkeit als Vorstand vorgeschlagen hatte, stimmten die Mitglieder dem bei wenigen Enthaltungen zu. Brück und Jost nahmen anschließend die Wahl an, werden den Verein auch in den kommenden drei Jahren als Vorsitzende leiten.

Verschiedenes:

Antrag auf Reduzierung des Mitgliedsbeitrages für über 65-jährige Mitglieder auf 35,00 Euro:
Wolfgang Brück verlas den schriftlichen Antrag des Mitglieds Jung. Aufgrund der Zahl von rund 250 Mitgliedern, die diese Entscheidung betrifft oder zeitnah betreffen wird, spricht sich Brück gegen eine Beitragsermäßigung aus. Grund dafür sei die Tatsache, dass die Einnahmen dem Nachwuchs nicht zu Gute kommen könnten bzw. die Vorteile der Mitgliedschaft die Kosten von 35,00 Euro überschreiten würden. Für den Antrag stimmten lediglich vier Mitglieder, weitere enthielten sich. Der Großteil der Mitglieder aber lehnte den Vorschlag ab.

Situation zwischen DEL und DEL2:
Brück: „Manchmal bin ich ja der Böse und sage: Wenn man es nicht schafft, Formalien einzuhalten, wenn es um ein so wichtiges Thema wie den Auf- und Abstieg geht, dann habe ich dafür wenig Verständnis. Das zeigt im Moment die Situation, wie sie derzeit in der DEL2 ist. Dafür, dass wir die Tür zum Aufstieg aufgemacht haben, müssen wir uns nicht auch noch beschimpfen lassen.“

Gelobt hat Brück auch das umfangreiche Angebot von TELEKOM Eishockey:
Brück: „Der Aufwand, das Engagement, die Übertragungen des gesamten Teams waren hervorragend. Die zurückliegende erste Saison hat unglaublich Spaß gemacht. TELEKOM Eishockey wertet die Liga auf und sorgt dafür, dass der Sport eine noch größere Popularität erhält!“

Videowürfel am Seilersee:
Bernd Schutzeigel: „Aufgrund der Höhe der Halle ist ein Videowürfel nicht einbaubar. Derzeit prüfen wir aber, ob wir in den Ecken der Eissporthalle mit Videoleinwänden arbeiten können.“

Zur Kritik, warum man nicht eher disziplinarische Maßnahmen gegen bestimmte Spieler ergriffen hat?
Brück: „Manche Dinge versucht man, zuerst intern zu regeln. Manchmal gelingt es, manchmal nicht. Als mir diese Punkte zugetragen wurden, war ich sicherlich der Letzte, der die Information bekommen hat. Nach Gesprächen mit einzelnen Spielern, was ich in der Vergangenheit nicht getan habe, haben wir als Club reagiert. Das will ich zukünftig nicht mehr tun. Ich will im Vorhinein klar machen, was passiert, wenn man gegen gemeinsam aufgestellte Absprachen verstößt. Und ich garantiere Ihnen, ich scheue mich nicht, den Vertrag jedes einzelnen Spielers aufzulösen, der gegen Regeln verstößt.“

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