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07. Mrz 2019

Hommel: „Das Logo auf der Brust ist wichtiger als der Name auf dem Rücken.“

Iserlohn – Für Christian Hommel war es vielleicht der wichtigste Termin auf dem Weg zur offiziellen Übernahme seiner neuen Aufgabe. Am Mittwoch traf sich der neue kommissarische Sportliche Leiter der Iserlohn Roosters mit Karsten Mende zum ersten Gespräch nach dem Schlaganfall des ehemaligen Nationalspielers. „Dieses Treffen hat mir unglaublich viel Energie gegeben. Er hat mir seine Unterstützung versichert, sobald dies möglich ist. Er sagte mir: ´Du schaffst das schon!`. Gerade weil Karsten und ich immer ein sehr ehrliches Verhältnis hatten, gibt mir diese Aussage viel Kraft. Für Karsten und seinen Rat wird immer ein Platz am Seilersee sein“, betont Hommel im Rahmen seiner offiziellen Vorstellung am Seilersee.

Das Gute bewahren, dabei dennoch einen neuen, seinen neuen Weg einzuschlagen, ist das Ziel des neuen Chefs im sportlichen Bereich. Daran ließ der 38 Jahre alte Hemeraner keinen Zweifel. Blickt er zurück auf die wenigen Jahre seit seinem Karriereende, ist eines klar: Homsi hat Karriere gemacht, wurde vom Nachwuchscoach zum Sportlichen Leiter. Dass nicht alle glauben, dass der Familienvater seinem neusten Job auch gewachsen ist, kann er nachvollziehen. „Natürlich fehlt mir Erfahrung, warum sollte ich das verleugnen.“ Erfahrung sei aber der einzige Punkt im Anforderungsprofil gewesen, den der ´Neue` nicht habe bieten können, so Clubchef Wolfgang Brück: „Aber er wird auch ein Team zur Seite gestellt bekommen, das ihm hilft, seine Entscheidungen auf eine breite Basis zu stellen.“ Brück weiß um die enorme Belastung, derer sich Menschen in einer solchen Position gegenüber sehen.

Warum Christian Hommel dennoch diese Aufgabe übernimmt, bringt er in wenigen Worten auf den Punkt. „Es gibt keinen, der das blau-weiße Herz mehr in sich trägt!“ Hommel träumte davon, vielleicht in zehn Jahren mal als Cheftrainer an der Bande seines Heimatclubs zu stehen, mit dieser Entwicklung hat er nicht gerechnet. Dennoch schenkt ihm die Gesellschafterversammlung das Vertrauen. „Seine Präsentation hat uns überzeugt“, berichtet Brück vom Tag der Entscheidung. Es ist Hommels Philosophie, die allen aus der Seele sprach. Sie ist ein Bruch mit einigem, was bisher galt am Seilersee. „Der Verein, die Organisation, die Roosters stehen über allem.“ Das gilt auch für den neuen Cheftrainer, der im Idealfall in der kommenden, spätestens in der übernächsten Woche bekannt gegeben werden soll. „Bis dahin haben wir auch die letzten Kleinigkeiten geklärt“, verspricht Brück.

Für den neuen Coach hat Hommel ein klares Anforderungsprofil erarbeitet: Er muss deutsch sprechen und sich mit der sportlichen Ausrichtung des Vereins vollauf identifizieren. „Der Trainer diktiert nicht die Traditionen des Clubs und nicht wer auf dem Eis steht. Er muss mit den Jungs arbeiten, mit denen wir wollen, dass er arbeitet, ob diese Spieler erst 18 oder 35 Jahre alt sind.“ Gerade im Hinblick auf die jungen Akteure geht es Hommel um einen klaren Imagewechsel. „Die Roosters haben bei jungen deutschen Spielern einen schlechten Ruf, weil wir es verpasst haben, junge Spieler konsequent einzubinden, aufzubauen, auszubilden und ihnen eine echte Chance zu geben. Deshalb möchte eine neue Kooperationsbasis bilden. Ich wünsche mir einen DEL2- und einen Oberligaverein mit dem wir zusammenarbeiten können. Gern hätte ich bis zu sechs junge Spieler unter 23 Jahren im System, die am Seilersee trainieren oder bei unseren Partnern Eiszeit bekommen. Jeder muss gemäß seiner Qualität gefördert und gefordert werden.“

Aber auch bei den eigenen Leistungsträgern wünscht sich Hommel eine klare Struktur. Nicht ausschließlich der beste Spieler soll zukünftig verpflichtet werden, sondern vor allem derjenige, der am besten zu den Sauerländern passt. Gern hätte Hommel 22 Spieler von der charakterlichen Qualität eines Ryan Ready oder Jimmy Roy. „Charakter ist der maßgebliche Faktor. Wir haben in der jüngeren und länger zurückliegenden Vergangenheit Jungs mit durchgezogen, von denen wir uns hätten vielleicht treffen müssen. Spieler müssen Verantwortung übernehmen, Leadership unter Druck aufs Eis bringen. Das bedeutet nicht, dass wir keine Individualisten haben werden, aber der Kern könnte so beschaffen sein. Das Logo auf der Brust ist wichtiger als der Name auf dem Rücken.“

Eine weitere maßgebliche Aufgabe sehen die Verantwortlichen auch in punkto Kommunikation – nach innen und außen. „Wir müssen uns im Verein besser vernetzen, gleichzeitig haben wir es in der Vergangenheit sicherlich verpasst, unsere Entscheidungen in der Öffentlichkeit regelmäßiger zu erklären. Das ist nicht immer möglich, aber wir sollten in bestimmten Bereichen offener agieren“, mahnt Wolfgang Brück. Darauf kann er sich bei Hommel verlassen. „Ich denke, wir können uns den Vorwurf mit den Fans nicht immer kommuniziert zu haben, gefallen lassen. Die Fans dürfen sich darauf freuen, dass ich vielleicht auch manchmal zu sehr ein Plappermaul bin“, lacht Hommel, der allerdings auch nicht so naiv ist, zu glauben, dass sich mit ihm und einigen Veränderungen die Welt am Seilersee vollkommen neu präsentieren kann. „Alles braucht Zeit. Der Aufbau der neuen Mannschaft, meine Einarbeitung, aber alle können sicher sein, dass harte Arbeit am Seilersee kein Fremdwort sein wird.“

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