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16. Jun 2019

Alles eine Frage der Tradition!

Iserlohn – Es war Wolfgang Brück, der vor genau fünf Jahren seine Feier verpasste. Zum 20. Geburtstag der Iserlohn Roosters und, damit verbunden, dem 55. des Eishockeys im Sauerland, musste sich der Geschäftsführende Gesellschafter krank melden. Eine Magen-Darm-Grippe hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dabei war gerade der Fan-Festtag für ihn von ganz besonderer Bedeutung. Er wollte den Brückenschlag vollenden, der lange geplant, endlich die Traditionen des ECD und des IEC zusammenführen sollte. Fünf Jahre später ist der Prozess abgeschlossen. „Der wichtigste Satz, den ich heute gehört habe, war, dass man die Zukunft nur dann gestalten kann, wenn man seine Geschichte und seine Tradition kennt, aus deren Erfahrung heraus man Dinge weiterentwickeln kann“, sagte Stefan Weiß, Mitglied des Fanbeirates der Sauerländer.

Dass im Rahmen der Feierstunde auf der Iserlohner Alexanderhöhe insbesondere die Tradition im Mittelpunkt stand, war unverkennbar. Zwar zeigte das Willkommensbanner im Großen Haus maßgeblich das ´25 Jahre Logo` der Roosters, aber die Unterzeile ´60 Jahre Eishockey im Sauerland` stand im Mittelpunkt der Veranstaltung. Nach Großworten von Detlef Seidel, dem stellvertretenden Landrat des Märkischen Kreises und von Michael Scheffler, dem stellvertretenden Iserlohner Bürgermeister (Peter Paul Ahrens hatte sich entschieden, nicht an der Veranstaltung teilzunehmen), die insbesondere die Historie des Clubs Revue passieren ließen, rückte Hemers Bürgermeister Michael Heilmann die Menschen in den Vordergrund. „ Viele in  der Region verbinden seit den 60er Jahren Freundschaften mit unseren Freunden aus Kanada und so vielen anderen Ländern dieser Welt. Der Eishockeysport hat stets zur Völkerverständigung beigetragen und wird es auch in Zukunft tun. Die Freundschaft zwischen den Menschen unterschiedlicher Nationen, initiiert von den jungen Menschen, die damals den ECD ins Leben gerufen haben, ist aus meiner Sicht eine der wichtigsten Errungenschaften, die uns das Eishockey ermöglicht hat.“ Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL) wies anschließend auf die gute Arbeit hin, die der ´kleine Club vom Seileree in den letzten Jahrzehnten gemacht habe.  „Es ist diese Mischung aus hemdsärmeliger Bodenhaftung und Gemeinschaftsgefühl, die eine ganz eigene Atmosphäre in die Arena am Seilersee zaubert.  Davon kann so mancher übermächtige Gegner ein Lied singen. Schließlich sind die Roosters-Fans bekannt für ihre bisweilen urwüchsige und überschäumende Emotionalität, mit der sie die Eissporthalle gern mal in den vielzitierten „Hexenkessel“ verwandeln – und so zum Alptraum für jeden Gegner, aber zur Inspiration für das eigene Team werden lassen.“ Um langfristig den Eishockey-Standort zu erhalten, forderte Tripcke die Verantwortlichen der Stadt auf, eine zweite Eisfläche zu schaffen.“

Anschließend brachten die Roosters Menschen auf die Bühne, deren Leben vom Eishockey in besonderer Weise geprägt wurde. Dazu zählen Pfarrer Friedhelm Groth, zwischen 1983 und 2002 Pastor in Deilinghofen, der sich an die silberne Konfirmation mit denen erinnerte, die damals im Februar 1959 den ECD aus der Taufe gehoben hatten. Zwei Fans, Uwe Behrendt aus Hemer und Peter Herentrey, alias Handschuh, aus Menden berichteten von den Freundschaften, die bei Begegnungen zwischen den Fans am Seilersee entstanden sind, von der besonderen Friedlichkeit des Sports und der Hoffnung, einmal deutscher Meister zu werden. „Die Fans am Seilersee sind von einer ganz besonderen Ehrlichkeit geprägt“, unterstrich Lasse Kopitz, ehemaliger Roostersspieler, der heute als Profischiedsrichter bei der DEL arbeitet. Er kam gemeinsam mit Sohn Jesper, der im Nachwuchsbereich am Seilersee als Torhüter auf dem Eis steht. Außerdem hatten es die Roosters geschafft, drei Generationen ´Brüggemänner` auf die Bühne zu bringen. Dieter, der Großvater, spielte beim ECD, Lars bei den Roosters, Enkel Vincent, gerade 19, hat am Seilersee gelernt, stand in der letzten Saison in Düsseldorf auf dem Eis. Alle drei erinnerten sich auf der Bühne an den ersten eishockeyverrückten ´Brüggemann`, Dieters Vater Karl-Heinz. Er war der erste Schiedsrichter des ehemaligen ECD und damit Vorbild für den Mellener Lars, der heute als Schiedsrichterchef der DEL arbeitet. „Ganz ehrlich, davon habe ich nichts gewusst, erst nach meiner Entscheidung Schiri zu werden, habe ich davon erfahren“, lachte Lars.

Wolfgang Brück blickte in seiner Ansprache ebenfalls auf die Tradition der beiden Vereine zurück, dankte den Ehrenamtlichen des Clubs, ob im Nachwuchs- oder Seniorenbereich für ihr Engagement und kritisierte die aus seiner Sicht manchmal zu harsche Kritik an Manager Karsten Mende. „Wir alle stehen in der Öffentlichkeit und müssen uns für das rechtfertigen, was wir tun. Aber wir sollten den Respekt vor den Menschen nie vergessen.“ Außerdem verkündete Brück überraschend, dass er sich mit dem Gedanken trägt, seine Ämter als 1. Vorsitzender des IEC und als Geschäftsführender Gesellschafter aufzugeben. In einem Interview nach der Veranstaltung ergänzte er allerdings, dass der Abschied nicht unmittelbar bevorstehe. „Es liegen große Herausforderungen aufgrund der Auf- und Abstiegsregelung vor uns. Bevor wir das geregelt haben, werde ich mich keinesfalls aus dem Staub machen. Aber auch an mir geht die Zeit nicht spurlos vorbei“, so der 59 Jahre alte Rechtsanwalt.

Den Abschluss der rund 90 Minuten dauernden Veranstaltung bildete ein kurzes Bühnengespräch mit dem in Hemer geborenen Jungnationalspieler Lean Bergmann, der vor wenigen Wochen einen NHL-Vertrag bei den San Jose Sharks unterzeichnet hatte. Nächstes Wochenende beginnt seine Reise ins Trainingscamp, vorher aber machte auch er deutlich, dass, sollte Iserlohn keine zweite Eisfläche bekommen, Talente wie er nicht ausreichend gefördert werden könnten. Offensichtlich aber war, dass nicht nur wegen seiner Aussage das Thema wieder in den Fokus gerückt wurde. Die anwesenden Politiker zeigten sich, auch aufgrund einer neuen, kostengünstigeren Idee, grundsätzlich gesprächsbereit.

Zwar waren am Samstag auch zahlreiche Fans mit auf der Alexanderhöhe dabei, das echte Fanfest aber wird am 18. August rund um die Iserlohner Bauernkirche stattfinden. Dann soll auch der 25. Geburtstag des Iserlohner Eishockeyclubs mehr im Mittelpunkt stehen.

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