Iserlohn – Nur der Sport schreibt solche Geschichten. Der 26. Spieltag der Deutschen Eishockey Liga machte Torhüter Jonas Neffin zum Helden. Der junge Torhüter, gerade einmal 19 Jahre alt, spielte sein erstes DEL-Match, brachte eine hervorragende Leistung, bekam jede Unterstützung seiner Mannschaft-Kollegen und sicherte sich seinen ersten Shut-Out seiner Karriere in Deutschlands höchster Spielklasse. Anschließend gab es stehende Ovationen der Fans, eine alleinige Ehrenrunde, weil seine Teamkollegen respektvoll am Rand warteten, Glückwünsche von Münchens Manager Christian Winkler und eine Humba mit den Fans. Mehr geht nicht!
Schon als Neffin kurz vor Ende der ersten zwanzig Minuten einen Alleingang hielt, erhob sich der altehrwürdige Seilersee und spendete eine kurze stehende Ovation – auch für die Gesamtleistung des gebürtigen Iserlohners im ersten Drittel. Der Youngster präsentierte sich ruhig und als sicherer Rückhalt. Geholfen hatte dabei schon die erste Scheibenberührung, als er einen Passversuch Gogullas durchkreuzte und die Scheibe aus der Gefahrenzone brachte. So machte es in den Anfangsminuten, nach dem Bekanntgeben der Vertragsverlängerung von Erik Buschmann, fast den Eindruck, dass die erfahrenen Feldspieler nervöser waren, als Neffin bei seiner DEL-Premiere. Es brauchte fünf, sechs Minuten, bis die Mannschaft sich fing, erste Angriffe aufs gegnerische Tor brachte. Insgesamt ließen die Sauerländer im ersten Drittel zwei Alleingänge von Lautenschlager und Halmo und die Powerplays 100 und 101 in dieser Saison ungenutzt. Dennoch war es erneut ein sehr solider Auftaktabschnitt mit einer soliden Defensivleistung – und das ohne Gegentor.
Das blieb auch nach 40 Minuten so. Neffin ließ keine Scheibe über die Torlinie gehen, auch deshalb, weil das vom Team umgesetzte Defensivsystem bis hierher hervorragend funktionierte, jeder Einzelne Schüsse blockte.. München kam selten gefährlich vor das gegnerische Tor, hatte kaum Gelegenheiten durch die Mitte, man überließ Red Bull die Außenpositionen. Offensiv wurden die Sauerländer, je länger die Partie dauerte, mutiger und effektiver. Sutter, Halmo, Lautenschlager, alle hatten Gelegenheiten – das Tor aber fiel aus dem Nichts. Grenier ging nach einem Hoeffel-Pass über halblinks ins Drittel der Gäste, schoss aus der Drehung und brachte die Scheibe zum 1:0 ins lange Eck (27.). Glück, das unter Beweis stellte, wie wichtig es ist, Scheiben immer wieder aufs gegnerische Tor zu bringen. Münchens Keeper Fießlinger machte ansonsten einen guten Job, hielt die Mannschaft, die ohne elf Leistungsträger nach Iserlohn gekommen war, im Match.
Im Schlussabschnitt hatten die Münchener den Plan, mehr Verkehr vor den Kasten von Neffin zu bringen. Das aber gelang nicht. Trotzdem bekamen die Gäste die erste herausragende Chance. Parkes saß auf der Strafbank, als die roten Bullen einen Konter starteten, gegen Rumble wegen eines Stockschlags eine Strafe angezeigt und später auf Penalty gegen die Iserlohner entschieden wurde. Jaffray trat an, Neffin verhinderte den frühen Abschluss, lag aber schon flach auf dem Boden, als der erfahrene Gäste-Stürmer nur den Außenpfosten traf (46.). Angefeuert von den Rängen kämpften die Roosters anschließend Minute um Minute von der Uhr. Dmitriev erkämpfte sich 4:30 Minuten vor dem Ende nach einem langen Pass aus der eigenen Zone die Scheibe, traf nur den Pfosten. Selten, so hatte man das Gefühl, vergingen die Sekunden so langsam wie an diesem Abend. Neffins Vorderleute warfen sich in jeden Schuss. 57,9 Sekunden vor Schluss nahm Don Jackson seinen Goalie vom Eis und eine Auszeit. Doch die Scheibe ging nicht mehr ins Tor. Jonas Neffin spielte zu null – im ersten Spiel seiner Karriere und der Seilersee lag sich in den Armen!
Die Statistik:
Roosters: Neffin – Rumble, O´Connor; Todd, Raymond; Baxmann, Möser; Buschmann – Sutter, Halmo, Petan; Weidner, Orendorz, Samanski; Weiß, Clarke, Lautenschlager; Grenier, Hoeffel, Dmitriev
Red Bull: Fießinger – Bodnarchuk, Seidenberg; Abeltshauser, Parlett; Aulie, Boyle, Sanguinetti – Hager, Ehliz, Gogulla; Jaffray, Daubner, Eckl; Voakes, Bourque, Parkes; Shugg, Zitterbart
Schiedsrichter: Schrader/Hinterdobler
Tore: 1:0 (26:27) Grenier (Hoeffel)
Strafen: Roosters 6; Red Bull 10
Zuschauer: 3.956