Iserlohn – Schaut man auf Tabelle und Leistung der Roosters in dieser Saison, muss man nicht unbedingt zur Entscheidung kommen, vor dem Heimspiel gegen die Krefeld Pinguine (erstes Bully um 20:30 Uhr, live auf Magenta Sport und Radio MK) einen weiteren neuen Spieler unter Vertrag zu nehmen – bei durchschnittlich knapp vier Treffern pro Spiel schon gar keinen Stürmer. Trotzdem haben es die Sauerländer mit der Verpflichtung von Linksaußen Joel Lowry getan. Man könnte es gute Beobachtungsgabe nennen, die nicht unbedingt erst eingesetzt hat, nachdem die Blau-Weißen, nach schwachem Spiel, am Montag ihr Auswärtsspiel in Düsseldorf verloren haben. Es fehlte schon seit einigen Spielen offensiv das so genannte ´Secondary Scoring`. Gemeint ist damit, dass nicht nur die Topjungs regelmäßig Tore erzielen, sondern vor allem auch die Jungs, von denen man es eben nicht erwartet. An Einsatzwillen und Intensität aus den hinteren Reihen mangelt es nicht, an Toren hingegen schon – und dass Whitney, Bailey und Co. nicht dauerhaft außergewöhnlich scoren können, zeigte sich in Düsseldorf.
„Neben ein paar mehr Toren, die ich mir erhoffe, haben wir auch die Chance einen weiteren Spieler anzuschauen, der vielleicht in der kommenden Saison eine Rolle am Seilersee spielen kann“, sagt Manager Christian Hommel. Er selbst hat Lowry mehrfach in Augenschein nehmen können, zuletzt hat Videomaterial den Ausschlag gegeben, der Hommel überzeugte. „Wir bekommen einen Spieler, der körperlich agieren kann, der technisch auch auf engem Raum Akzente setzen kann und es ist ein absolutes Plus, dass er einige Jungs richtig gut kennt“, so Hommel weiter. Dazu zählen Jake Weidner und insbesondere Brody Sutter, der andere große Name im Kader der Sauerländer. „Mein Vater hat den Vater von Joel in den 90ern in Florida gecoacht. Da sind wir als kleine Jungs schon immer gemeinsam in der Kabine herumgerannt. Mit 14 wohnten wir in gemeinsam Calgary. In dieser Zeit haben wir zum erst gemeinsam auf dem Eis gestanden, waren Teamkollegen und sind richtig gute Freunde geworden“, so Sutter, der seinen ´Buddy` nicht nur der Freundschaft wegen empfohlen hat. „Er fährt gute Checks, arbeitet gut in Unterzahl. Das wird uns weiterhelfen. Zwar hätten wir nie gedacht, dass wir irgendwann gemeinsam in Deutschland Eishockey spielen, aber für uns ist das jetzt eine tolle Sache.“ Das denkt auch Hommel, der es vor dieser Saison eigentlich vermeiden wollte, Spieler unter Vertrag zu nehmen, die noch nicht über Europaerfahrung verfügen. Hommel: „Wir haben jetzt, die Chance ihn vorzubereiten. Dabei werden seine Freunde im Team helfen, denn es ist immer einfacher, wenn man schon ein paar Jungs in der Kabine kennt. Außerdem glaube ich, dass wenn man aus einer Eishockey-Familie kommt, dann hat man den Grit den es braucht, den Ehrgeiz, hat auch die Härte und das wird uns helfen.“
Läuft alles nach Plan, wird Lowry schon im Match gegen die Krefeld Pinguine aufs Eis gehen. Die Tests waren negativ, die Quarantäne-Zeiten hat der Neue eingehalten. „Die Entscheidung, ob er spielt, leigt letztendlich beim Spieler und dem Trainerteam und fällt kurzfristig“, erklärt Hommel. Bekanntlich dauert es gern mal einige Wochen, bis die Eingewöhnungszeit abgeschlossen ist – siehe Alex Grenier, der in neun Spielen 2020/2021 bereits genauso viele Assists gesammelt hat wie in seiner kompletten Spielzeit 2019/2020.
Gegen den punktlosen Tabellenletzten Krefeld gehen die Sauerländer natürlich als Favorit ins Match, aber genau das kann auch zur Gefahr werden. Die Pinguine haben in dieser Saison noch keinen Punkt gesammelt, kommen aber zuletzt immer besser ins Spiel, verlangen ihren Gegnern mehr ab, bisher allerdings nur, um am Ende doch zu verlieren. Dass ihnen ausgerechnet am Seilersee der erste Sieg gelingt, wollen die Sauerländer verhindern, müssen sich aber nach den Anstrengungen der letzten Tage erst einmal wieder selbst finden. „Wir wissen aus unserem ersten Spiel in Krefeld und auch aus ihren bisherigen Auftritten, dass sie es bestrafen werden, wenn wir sie unterschätzen“, weiß Roosters-Kapitän Torsten Ankert.