Iserlohn – Der Fokus der allgemeinen Eishockeylandschaft ist Geschichte: Wer mit den Playoffs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nichts mehr zu tun hat, den hat die ´große Öffentlichkeit` kaum im Blick. Das gilt auch für die Iserlohn Roosters. Die Mannschaft vom Seilersee hat mit der Meisterschaftsendrunde nichts mehr zu tun, genauso wenig wie mit dem letzten Tabellenplatz. Dazwischen ist vier Partien vor Ende der Hauptrunde noch alles drin – und insbesondere den nächsten beiden Gegnern können die Sauerländer noch richtig weh tun. Köln und Augsburg kämpfen noch um die Playoffs, gegen die Haie (19:30 Uhr) in der ausverkauften Eissporthalle am Seilersee und gegen die Panther (Sonntag, 16:30 Uhr / Curt-Frenzel-Stadion) werden die Blau-Weißen spielen. Dann wird der Fokus auf den anderen liegen, während das Roostersspiel dieser Tage doch recht spannend ist – aus sechs guten Gründen:
Alle Gründe sind unter 23 oder gerade 23 Jahre alt und stehen derzeit regelmäßig auf dem Eis. Neal Samanski, Tim Fleischer, Alex Blank, Erik Buschmann, Tobias Schmitz und Julian Lautenschlager. Kein Team in der Liga greift auf so viele junge Spieler zurück, tut es so lange und gewinnt damit auch Spiele, wie es die Iserlohn Roosters tun. „Ich bin mit allen unglaublich zufrieden. Sie versuchen alles, geben alles für das Team und bekommen dafür viel Eiszeit“, sagt Cheftrainer Jason O´Leary. Der Kanadier setzt nicht ganz freiwillig auf eine solche Zahl junger Talente, muss es aber aufgrund der weiterhin angespannten Personalsituation. Friedrich, Todd und Hoeffel werden auch am vorletzten Ligawochenende ausfallen, Brody Sutter mindestens ein weiteres Spiel. Jake Weidner ist fraglich, dafür rückt Dieter Orendorz nach überstandener Krankheit wieder in den Kader. Andy Jenike wartet weiter auf die Geburt seines zweiten Kindes, wird aber am Freitag als Back-Up auf der Bank sitzen, während Anthony Peters für die Blau-Weißen ins Match gehen soll. „Wir haben nicht darüber nachgedacht, Jonas Neffin nach Iserlohn zu holen, denn er spielt gerade intensiv in Weiden, hat zuletzt vier Spiele hintereinander gemacht und soll weitere Spielpraxis bekommen“, so O´Leary. Sollte Jenike kurzfristig ins Krankenhaus gerufen werden, steht Juniorengoalie Lennart Brunnert parat. Der wäre dann der siebte U23-Spieler den die Roosters theoretisch einsetzen könnten.
Dass in einem Jahr, das mit herausragenden Talenten in der DEL gespickt ist, jeder von Tim Stützle, J.J. Peterka oder Justin Schütz redet, und die Iserlohns Nachwuchsjungs so wenig im Fokus stehen, verwundert ein wenig – denn in puncto Eiszeit, Einstellung und Konstanz in jungen Jahren beeindrucken die „jungen Wilden“. Ebenso, dass der Name Erik Buschmann bei der Auswahl zum DEL-Rookie des Jahres fehlt: „Er spielt in seinem ersten Jahr unglaublich viel und zuverlässig. Es ist ja nicht so, dass wir der Meinung sind, dass er den Titel unbedingt gewinnen muss, aber eine Nominierung hätte sich Erik allemal verdient“, erklärt sein Coach. Über 16 Minuten Eiszeit pro Spiel und die Nominierung für die DEB-Auswahl im Februar sprechen jedenfalls für sich.
Dass beim vorletzten Heimspiel gegen Köln eher die Gäste im Fokus stehen werden, ist da schon weniger überraschend: Man wird über den neuen Haie-Trainer Uwe Krupp reden, der die Wende schaffte. Denn mit einem 5:0 gegen die Grizzlys Wolfsburg beendeten die Haie mit ihrem neuen Coach, der am vergangenen Sonntag auf Mike Stewart folgte, eine Niederlagenserie von 17 Spielen. Der DEL-Rekord liegt bei 18 Spielen und nicht Wenige am Seilersee hätten dem rheinischen Rivalen nur zu gerne Nummer 19 und damit den alleinigen Negativrekord beigebracht.
Auch wenn diese Ausgangslage nun nicht der Fall ist, ist die Partie bereits seit Dienstagabend ausverkauft – die Fans am Seilersee stehen nach wie vor hinter ihren Roosters und belohnen den Aufwärtstrend, der im Jahr 2020 eingeleitet wurde. „Unsere Fans sind klasse“, freut sich auch O’Leary auf einen heißen Tanz vor vollem Haus.