Iserlohn – Auch, wenn Roosters-Trainer Brad Tapper nun seit mehr als über einem Jahrzehnt nicht mehr als Spieler auf dem Eis gestanden hat, vergessen hat er das, was damals auch sein Leben geprägt hat, nicht. Eishockey war gerade für ihn ein Spiel besonderer Emotionen, die letztlich nicht immer bis ins Detail kontrollierbar waren. Gerade deshalb hat er Verständnis für das, was am vergangenen Samstag in Nürnberg mit seiner Mannschaft passierte. „Die Jungs wollten zu viel, haben ein bisschen überpaced. So ist zu erklären, warum wir diese ärgerliche Niederlage kassiert haben. Du willst dann besondere Dinge erzwingen und es passiert genau das Gegenteil“, sagt der Kanadier. Er selbst könne den Jungs kaum einen Vorwurf machen. Sie wären konzentriert gewesen, engagiert, letztlich aber sei es auch ein gebrauchter Tag gewesen, so der Coach. Das sehen seine Spieler genauso. Noch am Montag ärgerte sich Mannschaftskapitän Torsten Ankert über die mehr als vermeidbare Niederlage, nachdem es nach dem Nürnberg-Spiel in der Kabine zurecht auch mal etwas lauter wurde: „Wir wollten unbedingt einen Erfolg, haben gut angefangen und dann ganz früh einen Gegentreffer kassiert. Am Ende hat eigentlich jede Nürnberger Chance zu einem Tor geführt. Das ist extrem ärgerlich, weil wir selbst auch unsere Chancen hatten, aber an so einem gebrauchten Tag dann nicht zu ändern.“
Dass das heute gegen den EHC Red Bull München noch einmal droht, steht nicht zu erwarten: Bei der gestrigen 2:3-Niederlage verbuchten die roten Bullen ebenfalls die besseren Statistiken, hatten eben nur bei der entscheidenden das Nachsehen – die beiden Kontrahenten werden heute Abend hellwach sein. Und dann ist da ja noch ein ebenfalls nicht ganz unbedeutendes Detail: Heute Abend gastiert ein absolutes Spitzenteam am Seilersee. „München gehört seit Jahren zu den besten Mannschaften, die wir in Deutschland haben. Die einen sagen, weil sie einfach finanziell alles möglich machen können, was sie wollen. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Ich finde, dass die Münchener vor allem eines nie verloren haben: Ihren Biss. Sie sind nie zufrieden. Das unterscheidet sie von vielen anderen. Sie haben einen klaren Plan und haben dann natürlich die finanziellen Möglichkeiten, die Spieler so auszuwählen, dass sie mit ihren Fähigkeiten genau ins System passen“, so Torsten Ankert. Gerade deshalb gilt heute die volle Aufmerksamkeit. „Wir wollen schon unser eigenes Spiel spielen, müssen aber defensiv genauso agieren, wie wir es am letzten Montag gegen Wolfsburg getan haben. Dann werden wir auch heute eine Chance haben, die Partie für uns zu entscheiden“, so Brad Tapper.
Personelle Umstellungen wird es nicht geben, höchstens auf den Stürmerpositionen zwölf und dreizehn. Andy Jenike steht zwischen den Pfosten. Weiterhin stehen den Roosters lediglich sechs Verteidiger zur Verfügung. An dieser Stelle gibt es gute Nachrichten von der Verletzungsfront: Schon in drei oder vier Spielen könnte Ryan O´Connor nach seiner Gesichts-Operation – natürlich mit Vollvisier – in den Kader zurückkehren „Er ist wirklich ein Kämpfer, der schon morgen wieder auf dem Eis stehen würde, wenn wir ihn lassen würden. Aktuell kommt es noch zu früh, aber unsere Mediziner und unsere Betreuer haben einen Plan, wie sie all das, was notwendig ist, ermöglichen können“, sagt Tapper. O’Connors Operation verlief ohne Komplikationen und der Heilungsverlauf entspricht den Erwartungen. Damit wären die Roosters wieder deutlich verstärkt im Playoff-Kampf unterwegs.